Wie mit #gernperDu die Kommunikation auf Augenhöhe gelingen kann

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In den sozialen Business-Netzwerken Linkedin und Xing, sowie in etlichen Mail-Signaturen bin ich immer wieder auf das Hashtag #gernperDu gestoßen. Offenbar angestoßen von Mitarbeitern der BMW-Gruppe scheint es hier um eine Bewegung zu gehen, die das Du im Unternehmensalltag etablieren will. Englische Ableger existieren beispielsweise mit #CallMeByMyFirstName. Gerade in der deutschen Sprache, in der mit dem Duzen und Siezen eine besonders formale Unterscheidung besteht, erscheint dieser Gedanke zunächst mutig. Erst vor einigen Jahren gab es den Trend, sich in vielen Chef-Etagen von der Krawatte zu trennen.

Ein Hashtag macht das Duzen einfach

Mit einigen Geschäftspartnern und Kollegen kommt man erst nach jahrelanger Zusammenarbeit auf die Idee sich zu Duzen. Gerne passiert es auch, dass man ganz vergessen hat, ob man schon beim Du war. Dadurch kann sich der eine oder andere durchaus auf den Schlips getreten fühlen und ein Gefühl geringerer Wertschätzung entstehen. Dieses Theater, das mit dem Duzen gespielt wird, kann mit #gernperDu von Anfang an vermieden werden. Ist dieses Hashtag im Linkedin-Profil oder der Mailsignatur eines Mitarbeiters zu sehen, ist dies eine offene Einladung direkt ins Du überzugehen.

Das Sie als professionelle Distanz. Ein Relikt aus der Vergangenheit?

Hierarchien an Unternehmen werden immer flacher. Insbesondere in Startups und KMU ist es oftmals wahrscheinlich, dass es über dem direkten Vorgesetzten nur noch eine oder gar keine Hierarchiestufe mehr gibt. Durch viele agile Ansätze entsteht zudem immer häufiger ein Arbeiten auf Augenhöhe. Die professionelle Distanz durch das “Sie” (Ich trete hier im Unternehmenskontext auf und will die persönliche Ebene hier raushalten) wirkt in solchen Kontexten schnell überdimensioniert und unpassend. Zudem entsteht durch das Duzen der Einen und das Siezen der Anderen ein Mehrklassensystem. Die “Du” Fraktion gehört zu den privilegierten Auserwählten, die “Sie” Fraktion bleibt auf Distanz. Das kann nicht nur zu komischem Sprachgebrauch führen, sondern auch zu unwohlem Gefühl. Indem direkt das bedingungslose “Du” angeboten wird, entsteht ein Gefühl der Gleichwertigkeit aller und eine Kommunikation auf Augenhöhe. Das Du der unerfahrenen Jüngeren und das Sie der Erfahrenen Älteren wird durchbrochen, die Fronten aufgelöst.

Da sich hierarchische Denkweisen auch in der Arbeitswelt immer weiter auflösen stellt sich also zurecht die Frage, ob das “Sie” einfach ein Relikt aus der Vergangenheit ist.

Einen Beitrag zu der Initiative #gernperDu, die heute große Unternehmen wie die Otto-Gruppe, BMW und BSH unterstützen, gibt es unter anderem auch in der Süddeutschen Zeitung.