Die Rolle des CSD beim Abbau von Homophobie

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In etlichen Städten auf der ganzen Welt gilt der Christopher Street Day (CSD) als Forum für Menschen der queeren Community. Der CSD ist eine jährliche Parade und Festivität, um die Rechte und Freiheiten von Menschen der LGBTQ+ Gemeinschaft zu feiern und sich für Gleichberechtigung einzusetzen.

Die Ursprünge des CSD

Der CSD hat seinen Ursprung in den Stonewall-Unruhen, die Ende Juni 1969 in New York City stattfanden. Diese Unruhen begannen als Reaktion auf eine Polizeirazzia in der Stonewall Inn Bar, einer beliebten Treffpunkt für die LGBTQ+ Gemeinschaft, in der Christopher Street im Greenwich Village. Die anschließenden Proteste und Aufstände gelten als Wendepunkt in der modernen LGBTQ+-Rechte-Bewegung. Im Jahr darauf, 1970, wurde zur Erinnerung an die Unruhen die erste Pride-Parade abgehalten, die sich zur jährlichen Tradition entwickelte, die heute weltweit als Christopher Street Day bekannt ist.

Was ist Homophobie und wie verbreitet ist sie?

Homophobie wäre am Englischen “homo negativity” angelehnt passender “Homo-Negativität”. Anders als eine Phobie, die eine Angststörung darstellt, geht es bei Homophobie in der Regel um Abneigung. Eine repräsentative Befragung des Meinungsforschungsinstitut Norstat im Auftrag des Playboys hat gezeigt, dass in Deutschland 21% der Männer und 11% der Frauen Verständnis für ablehnende oder aggressive Haltung gegenüber Homo- und Bisexualität haben. 30% der befragten Männer und 19% der befragten Frauen finden öffentlichen Austausch von Zärtlichkeiten zwischen homosexuellen Männern “unangenehm”.

In mehreren Ländern, hauptsächlich in Afrika, im Nahen Osten und in einigen Teilen Asiens und der Karibik, werden homosexuelle Handlungen strafrechtlich verfolgt. Die Strafen variieren stark, je nachdem, welches Land man betrachtet. Im Iran, Saudi-Arabien, Jemen und Sudan kann Homosexualität sogar mit der Todesstrafe geahndet werden. In anderen Ländern, wie Uganda und Tansania, wird Homosexualität mit langen Gefängnisstrafen geahndet.

In Ländern wie Russland und Litauen ist Homosexualität an sich nicht illegal, es gibt jedoch Gesetze gegen “Homosexuelle Propaganda”, die im Grunde genommen die Rechte von LGBTQ+ Menschen einschränken, indem sie die öffentliche Diskussion und Darstellung von Homosexualität verbieten.

Was macht Menschen homophob?

Mit dem Paragraphen 175 STGB gab es noch bis 1994 ein strafrechtliches Gesetz, welches in Deutschland Homosexualität einschränkte. Das dürfte insbesondere für Generationen, die das Gesetz als Teil Ihres Alltages miterlebt haben, eine langfristige Vorverurteilung erzeugt haben. Auch in religiösen Schriften, wie denen aus dem Christentum und dem Islam, gibt es klare homophobe Abschnitte.

Auch die Erziehung spielt bei der Toleranz eine bedeutsame Rolle. Werden Begriffe wie “schwul” oder “Schwuchtel” in einem negativen Kontext verwendet, erzeugt dies auch bei Kindern und Jugendlichen eine negativere Einstellung gegenüber queeren Menschen im Alltag. Das lässt sich in diesem und anderen Kontexten in vielen Studien bestätigen.

Dass insbesondere Männer in Befragungen eine größere Abneigung gegen queere Menschen zeigen, lässt sich mit der Geschlechterrolle und den evolutionären Erwartungshaltungen an die Rolle des Mannes erklären. Der Mann als Jäger in der Urzeit und als stärker wahrgenommenes Geschlecht auch noch heute in vielen Kulturen kann sich in seinem Status bedroht fühlen, wenn die Unterscheidung zwischen der Rolle des Mannes und der Rolle der Frau in einer Beziehung verschwindet. Auch die Unsicherheit der Rollenverteilung an sich kann die Ablehnung weiter verstärken.

Zu guter Letzt waren Minderheiten in der Geschichte schon immer und oft von Diskriminierung betroffen. Durch das Diskriminieren und Abwerten von Menschen aus anderen Sub-Gruppen kann der Status der eigenen Gruppe hervorgehoben werden. Das spielt insbesondere eine Rolle, wenn sich diese Gruppe in anderen Punkten bedroht fühlt.

Die Rolle des CSD beim Abbau der Homophobie

Insbesondere in Social Media Kanälen kann man rund um den CSD häufig Kommentare lesen, die die Sinnhaftigkeit und die Daseinsberechtigung des CSD in Frage stellen. In folgendem Beispiel hat der Hamburger Radiosender auf Facebook ein Logo mit Regenbogenfarben zur Vorbereitung des CSD gepostet. Daraufhin ließen sich unter anderem folgende Kommentare lesen:

Es fehlt vielen offensichtlich nicht viel, um sich von der Regebogenflagge, dem Symbol der queeren Community, provoziert zu fühlen. Allein hier lassen sich die Punkte, welche zur Homophobie führen, gut zur Erklärung der Motivation der Kommentare nutzen.

Der CSD kann insbesondere dadurch, dass er auffällt, zum Abbau der Homophobie beitragen. Beim CSD werden queere Menschen sichtbar. Das trägt dazu bei, Stereotypen und Vorurteile abzubauen, da Menschen erkennen können, dass LGBTQ+ Menschen in allen Bereichen des Lebens präsent sind. Der CSD ist zudem eine Veranstaltung für alle Menschengruppen, unabhängig von ihrer sexuellen Orientierung oder Geschlechtsidentität. Das kann das Gefühl von Gemeinschaft und Solidarität fördern. Vorurteile könne zudem durch die vielen Infostände- und Veranstaltungen, die den CSD begleiten, abgebaut werden. Durch das Vermitteln von Wissen über LGBTQ+ Themen lassen sich Mythen und Missverständnisse korrigieren.

Quellen:
Statistiken: https://www.lsvd.de/de/ct/3168-Was-denkt-man-in-Deutschland-ueber-Lesben-Schwule-bisexuelle-trans-und-intergeschlechtliche-Menschen#wie-tolerant-sind-die-deutschen